Samstag, 30. April 2016

ARCHIPOETA: "DIE VAGANTENBEICHTE"

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Ein Dichter, der nur unter dem Pseudonym Archipoeta (Erzdichter) bekannt ist, hat im 12. Jhd. viele Werke zur Vagantendichtung beigetragen.

Die Vagantendichtung ist im Gegensatz zur höfischen Dichtung volksnah gehalten, allerdings trotzdem im wesentlichen auf Latein abgefasst. Auf dichterische Regeln der Antike pfeift sie aber!
Die Vagantendichtung diente dem einfachen Volk, einschließlich des fahrenden Volkes und der Studenten, der Unterhaltung, Aggressionsabfuhr und dem Spott gegenüber Autoritäten. Vaganten waren im wörtlichen Sinne "Umherschweifende" (lat. vagari), also Scholaren, Kleriker, Bohème, Entlaufene (warum auch immer) und Studenten einschließlich des akademischen Proletariats. In Frankreich nannte man sie auch Goliarden.
Das Vagantentum einschließlich seiner Dichtung war in ganz Europa verbreitet. Trotz ihrer spöttischen Haltung gegenüber Regeln und Autoritäten und ihrer wohlwollenden Haltung zu einfacher Sinnenfreunde konnte die Vagantendichtung durchaus intelligente Anspielungen auf antike Dichter wie Vergil, Horaz, Ovid und die Elegiker enthalten.
Wichtige Vertreter sind: Hugo Primas von Orleans, Hilarius von Orléans, Walter von Châtillon, Petrus von Blois und "Archipoeta".
Beispiele für Sammlungen vin die Carmina Cantabrigiensia (→ Cambridge) und die Carmina Burana.

Doch zurück zu Archipoeta:
Von Archipoeta sind zehn Lieder überliefert.
    I. Lingua balbus, hebes ingenio.
   II. Fama tuba dante sonum ("Jonasbeichte").
  III. Omnia tempus habent.
  IV. Archicancellarie, vir discrete mentis.
   V. Nocte quadam sabbati somno iam refectus.
  VI. En habeo versus te precipiente reversus.
 VII. Archicancellarie, viris maior ceteris.
VIII. Presul urbis Agripine.
  IX. Salve, mundi domine, Cesar noster, ave!  
   X. Estuans intrinsecus ira vehementi ("Vagantenbeichte"). 

Das zehnte Lied, "Estuans intrinsecus ira vehementi" (CB 191), wurde als "Vagantenbeichte" bekannt und ging - wenigstens auszugsweise - in diverse studentische Liederbücher ein.




  1. Meum est propositum in taberna mori
    ubi vina proxima morientis ori.
    Tunc cantabunt laetius angelorum chori:
    Deus sit propitius (gnädig) isti potatori, isti potatori.
  2. Poculis accenditur animi lucerna,
    cor inbutum nectare volat ad superna.
    Mihi sapit dulcius vinum de taberna,
    quam quod aqua miscuit praesulis pincerna.
  3. Jejunant et abstinent poetarum chori,
    vitant rixas publicas et tumultus fori,
    et, ut opus faciant, quod non possit mori,
    moriuntur studio subditi labori.
  4. Unicuique proprium dat natura donum,
    ego versus faciens bibo vinum bonum
    et quod habent purius dolia cauponum;
    tale vinum generat copiam sermonum.
  5. Mihi nunquam spiritus poetriae datur,
    nisi prius fuerit venter bene satur.
    Cum in arce cerebri Bacchus dominatur,
    in me Phoebus irruit et miranda fatur.
  6. Tales versus facio, quale vinum bibo,
    nihil possum facere, nisi sumpto cibo.
    Nihil valent penitus, quae jejunus scribo,
    Nasonem post calicem carmine praeibo.


Der lateinische Text wird gerne mit deutschen Verszeilen vermischt.
Dabei können deutliche Abweichungen im deutschen Text vorkommen. 

  1. Mein Begehr und Wille ist, in der Schenke sterben, wo mir Wein die Lippen netzt, eh sie sich entfärben,
    und der Englein Sterbechor, möge für mich werben,
    lass den wack'ren Zechkumpan, Herr, dein Reich ererben! 
  2. Leib und Leben lasset rein, und den guten Weine, trinken wir ihn selberlich, schafft er gute Reime (Reihen),
    bringt man uns vom Trunk genug, wann wir darum schreien
    soll'n in deinem Himmel wir, Herr dich benedeien!
  3. Vina, vinum, vinus heißt,Weiner, Weine, Weines,
    Maskulin und Feminin, braucht man für Gemeines,
    Doch im sächlichen Geschlecht, liegt was Götterfeines,
    das den Trinker kundig macht, trefflichsten Lateines!
  4. Für die Kirche nicht so sehr ist mein Herz erglommen doch die Kneipe war mir stets, ist mir stets willkommen,
    bis dereinst die Engel nah'n, bis mein Ohr vernommen,
    hier im lust'gen Bruderkuss, ew'ge Ruh' den Frommen!



Donnerstag, 28. April 2016

HINWEIS: TILMANN RÖHRIG: ERIK DER ROTE

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/b/bd/Roehrig.jpg
Quelle: Wikipedia


ERIK wurde aus Norwegen verjagt und versuchte in Island eine neue Heimat zu finden. Doch bald muß er erneut fliehen. An der Seite seiner Frau Thjodhild macht er sich auf die Suche nach dem Glück. Das Buch spielt vor der ersten Jahrtausendwende; siehe Cover, Rückseite.
Bastei-Lübbe-Verlag.


HINWEIS: WOLFRAM ZU MONDFELD: DRACHENSCHIFFE GEGEN ENGLAND

DIE EROBERUNG ENGLANDS DURCH DIE NORMANNEN 1066
(Hintergründe und Verlauf der Schlacht von HASTINGS)
ARENA-VERLAG, Würzburg 1974
ARGUMENTUM: Die Wikinger-Normannen und Agelsachsen-Ein Sturm und seine Folgen-Der bretonische Feldzug-Der Eid von Bonneville-sur-Touques-Earl Harald macht sich zum König-Ruft, was die Erde an Normannen trägt-Warten auf den Südwind-Der Angriff auf England-Wikinger und Normannen (jeweils in Unterkapitel unterteilt)
Auf Seite 91: WAPPEN einiger Ritter, die mit HERZOG WILHELM nach England zogen: z.B. Wyvill, Neville, Baskervill, d'Arcy, Maude, Brabazon, Percy, Vernon, Monthemer, Tiptost, Disney, Bourchier, d'Albini, Bohun, Granville, l'Estrange, Vavasour, Warren, Chamberlayne, Corbett, d'Eyncourt, omeroy, Touchet, St. Leger, Tracy.
Über WILHELM lesen wir: "Herzog Wilhelm liebte den Prunk ebenso (es war vorher von seinem Halbbruder ODO die Rede): prächtige Kleider, erlesene Waffen und kostbare Pferde. Er galt als der beste Kämpfer mit Schwert, Axt und Streitkeule in der ganzen Normandie." Beklagt werden seine "leidenschaftlichen Temperamentsausbrüche", die das über den Haufen werfen konnten, was lange vorbereitet war.
S. 32: Zwei normannische Helme (einer mit Naseneisen aus einem Stück, einer aus vier Platten).
S. 104: angelsächsische Krieger: Leichtbewaffneter (Schwert, Rundschild, Axt), Reiter (Schwert, Spieß, Helm, eine Art gesteppte Jacke), Standartenträger der Leibwache (ovales Schild, Schwert, Standarte mit Draco (?), Helm, langes Kettenhemd), zwei Schwerbewaffnete (der eine Axt, Schild, Schwert, langes wohl mit Eisenplättchen verstärktes Wams (?), der andere langes Kettenhemd, Speer, Rundschild, Schwert, Keule, Helm); alle bis auf den Reiter: umwickelte Unterschenkel; alle tragen Schnurrbart, zwei zusätzlich Vollbart; die letzten drei: Schulterriemen für den Schild, Nr. zwei: Schulterriemen für Schwert.
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Montag, 25. April 2016

O ALTE BURSCHENHERRLICHKEIT

Wir haben hier ein altes Studentenlied mit Bildern des studentischen Fechtens aus mehreren Jahrhunderten neu abgemischt.

Bitte in Großbild betrachten!


Hier der Youtube-Link:
O alte Burschenherrlichkeit