Sonntag, 29. November 2015

ALBRECHT VON EYB: SPIEGEL DER SITTEN: INCIPIT-"DIE FROELICHE WUNNSAME ZEIT DES MAYEN"

Ain vorred des puchs vnd das/ dises puoch wirt genannt ain Spiegel der sitten.
ALs in der jartzal. tausent vierhundert. vierundsibentzig von vnsers herren Jesu christi gepurt/ in des goettlichen namen dises puechlin wurd angefangen gemittelt vnnd geendet/ was erscheinen die froeliche wunnsame zeit des Mayen/ der mit manicherlay varben der bluommen mit wolriechenden kreütlein/ vnd mit gruonenden wisen erleüchtet vnd bedecket das erdtrich/ mit verneüten plettern allenthalben beklaidet. die paüme die da mit suesser pluet getzieret/ ir künfftige frücht verhaissen den menschen/vnd die voegelein mit lieblicher stymme vnd armonien zwitzern frolocken/ vnnd ir gesang mit tenoriren discantiren vnd burdaumen füren schlahen/ vnd harpffen. Zuo solher Mayen zeit kame mir Albrechten von Eybe in baiden rechten dochtor Tummherren zuo Bamberg/ auch Eystet/ vnd Ertzpriester zuo Wirtzburg in gemuete vnd bedacht/ als wie ainem reichen vnd wolhabenden manne schwaere vnd layd ist/ kainen erben seiner hab nach jm zuo lassen/also sol schwaerer vnd laider sein den menschen die von dem hoechsten got haben die gnaden der kunst vnd verstentnuß/ so sy iren nachkommenden vnd geleerten der kunst. nichts lassende sein/ da mit sy (als die erben der verstentnuß vnd vernunfft) moechten erfreüet werden/ dartzuo mag vnd sol ainen yegklichen ermanen/ die Eer vnd gedechtnuß seines namens in ewigkeit/...(Zeile 19).

Mittwoch, 11. November 2015

BISCHOF BURCHARD VON WORMS

BURCHARD erblickte um 965 das Licht dieser sündigen Welt. Er war Sohn eines sächsichen Grafen. An verschiedenen Klosterschulen erwarb er sich seinen "vielbestaunten Bildungsfundus". Außerdem-so sein anonymer Biograph-war er erfüllt von der "heilbringenden Weisheit" des Mainzer Erzbischof WILLIGIS. 995 machte ihn OTTO III. zum Bischof von WORMS. Zweimal zog er nach Italien, einmal an der Seite des "schwärmerischen" OTTO und einmal mit HEINRICH, allerdings mit wenig Begeisterung.
BURCHARD war eine pragmatische Natur. Er widmete sich ganz dem Aufbau seines Bistums. Ergebnisloses Eremitentum oder sinnlose Askese waren nicht sein Ding. Dennoch lebte er recht frugal von Brot, Rüben und Früchten und trank eher Wasser als Wein. Nachts lief er oft still durch die Straßen von Worms und schaute überall nach Armen und Kranken, denen er Almosen gab. Der Chronist berichtet, daß sich in seinem Nachlaß keine Schätze befanden, dafür aber zerlesene Bücher. (Daß dies erwähnenswert ist, zeigt nur, daß es meistens nicht so war!)
Die Kanzleischule, um 950 von BISCHOF ANNO gegründet, machte er zu einer der angesehensten des ganzen Reiches! Er stellte eine Sammlung von Kirchengesetzen zusammen, die unter dem Titel "BURCHARDUS" berühmt wurden.
RUDOLF PÖRTNER, DAS RÖMERREICH DER DEUTSCHEN, schreibt:
"Doch das alles waren gewissermaßen Nebenprodukte im Werk des 'wunderbaren heiligen Mannes'. Seine größten Leistungen entwuchsen seiner Bauleidenschaft, die er mit den meisten Kirchenfürsten jener Zeit teilte. Burchard schuf das königliche Worms-einer der schönsten und imposantesten Städte des deutschen Mittelalters."
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