Mittwoch, 23. Oktober 2013

"WIR HABEN KEINEN ANFÜHRER, WIR SIND ALLE GLEICH."

Auch diese Antwort gaben die Krieger einer Wikingerarmee, als man sie fragte, wem sie gehorchten, wer ihr Anführer sei und wie sie ihn nennen würden.
Es scheint, daß die Franken blödsinnige Frage-Antwort-Spielchen liebten. Ich stelle mir vor, wie ein Wikinger so einem Franken mit der flachen Seite des Schwertes auf den Kopf haut und "wrong question" sagt (natürlich auf Altnordisch).
Was will schon eine Invasionsarmee? Natürlich eine Invasion machen. Was denn sonst? Bestimmt nicht Psalmen singen.
Dann fragte man sie, ob sie nicht Lust hätten, Vasallen des Frankenkönigs zu werden. Ich stelle mir vor, wie sich dabei ein vielstimmiges "Höhöhö" erhebt.
Die Antwort fiel diesmal nicht viel anders aus: Sie sagten, daß sie sich niemandem unterwerfen würden, auch sei es nicht ihre Art, um Privilegien zu feilschen, und daß sie das, was sie wollten, mit der Kraft ihrer Waffen zu erreichen suchten. Natürlich haben die sich nicht so kompliziert ausgedrückt. Im Originaltext klang das vielleicht so: Wir unterwerfen uns niemandem. Wir handeln nicht. Wir regeln alles mit den Waffen.
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PÖRTNER, S. 105
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Römpömpöm!
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Best wishes
RAGNAR

"WIR SIND DÄNEN, UND WIR HABEN VOR, EUER REICH ZU EROBERN."

Diese nette Antwort gaben Krieger einer Wikingerarmee am Unterlauf der Seine, als man sie fragte, woher sie kämen, was sie wollten und was sie hier suchten. Berichtet wird dies von einem gewissen DUDO in seiner Normannengeschichte.
Wer Wikingern so blöde Fragen stellt, kann froh sein, wenn er mit dem Leben davonkommt! Daß die nicht die Messe besuchen wollten, ist doch klar, es sei denn, um Kirchenschätze mitgehen zu lassen.
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PÖRTNER, S. 105.
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Hörhörhör!
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Euer RAGNAR

Dienstag, 22. Oktober 2013

HEILIGE KNOCHEN AUF REISE

Namenloser Schrecken breitete sich über die Welt aus und Finsternis bedeckte die Erde. Die dänischen Wikinger beherrschten u.a. die Bretagne und Aquitanien. 874 wurde Bordeaux belagert und 848 erobert. Niedergebrannt wurden Saintes, Périgueux und Limoges sowie Tours. Die Basilika und das Kloster des Hl. Martin wurden abgefackelt. Der Heilige war machtlos. Inzwischen bekamen die Dänen Verstärkung durch Norweger (auch nicht viel besser). Eine Insel in der Loiremündung war nun die Ausgangsbasis "ihrer Blut-und Beutefahrten". PÖRTNER beschreibt die Stimmung dieser Zeit:
"So breiteten sich Chaos und Unsicherheit immer weiter über das erschreckte, verstörte und verzweifelte Land aus. Nichts kennzeichnet diese Entwicklung so sehr wie die von den geistlichen Chronisten immer wieder vermerkte Tatsache, DASS DIE GEBEINE DER HEILIGEN AUF DER FLUCHT VOR DEN HEIDEN FAST DAUERND UNTERWEGS WAREN, heute hierhin, morgen dorthin."
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R. PÖRTNER, S,. 31.
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Minucius Felix hat einmal gesagt: Christiani non mortem timent, sed mortem post mortem.
Ich ergänze:...et Normannos!
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Höhöhö!
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Euer RAGNAR

Montag, 21. Oktober 2013

KÖNIG GÖTTRIK: BESCHEIDENHEIT IST FÜR WEICHLINGE!

KÖNIG GÖTTRIK war alles andere, nur nicht bescheiden. Weder war er zurückhaltend noch plagten ihn irgendwelche belastenden Selbstzweifel. Nach dem Motto "Viel' Feind', viel' Ehr'!" legte er sich gleich einmal mit keinem Geringeren als KARL DEM GROSSEN an. Boshaft bis zum Ende, erklärte GÖTTRIK kurz vor seinem Ableben KARL schnell noch den Krieg. Netterweise teilte er ihm gleich auch noch mit, wie er vorzugehen gedenke: Erst werde er nach Aachen marschieren und dann werde er die Pfalz des Kaisers niederbrennen. (So etwas nannte man "brenna".) Ein einfacher wie wirksamer Kriegsplan! Phantasievoll ausgedacht!
GÖTTRIK war ein "böser" Mann und ein "böser" Däne.
Kein Wunder, daß GÖTTRIK den fränkischen Historikern schwer im Magen lag.
Doch nicht alle Dänen waren "kleine GÖTTRIKS". 782 nahm ein gewisser HALFDAN an einem Reichstag teil. 807 wurde ein anderer HALFDAN sogar KARLS Vasall. "Böse" Dänen, "nette" Dänen!
(Ich wäre übrigens vorsichtig gewesen, HALFDAN als Vasall zu akzeptieren. You never know. Man kann nie wissen.)
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PÖRTNER, S. 23
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R.

Samstag, 19. Oktober 2013

"DIE REINSTE FORM DES DASEINS ÜBERHAUPT"

...war für die Wikinger Raub und Plündern. Raubzüge und Überfälle waren für sie ganz normale Berufsausübung und Freizeitbeschäftigung. Da oben in Norwegen am Fjord kann es einem sehr schnell langweilig werden. Vor allem im Winter ist es früh dunkel und nichts los. Da ist man für jede Abwechslung dankbar.
Also ging man auf "lustige" Beutefahrt. Die Gegenseite, die Franken z.B., fanden dies weit weniger lustig. Man glaubte, "daß das Jüngste Gericht bevorstand und die bluttrunkenen Heiden aus dem Norden die Werkzeuge des göttlichen Zorns waren." Man lese die XANTENER ANNALEN bzw. PRUDENTIUS VON TROYES.
Ganz anders die Wikinger: "Die rauhen Krieger aus dem Norden kannten solche Ängste, Zweifel und Gewissensplagen nicht." Das war der entscheidende Unterschied und ihr Vorteil.
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R. PÖRTNER, S. 27.
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R.

Freitag, 18. Oktober 2013

8. JUNI 793, ORT: LINDISFARNE, NORTHUMBERLAND

Es ist der 8. Juni des Jahres 793, ein schöner Tag im Frühsommer. Wir befinden uns auf der Hebrideninsel LINDISFARNE, wo gerade die fleißigen Mönche des Klosters das Heu für den Winter einbringen.
"Die Ernte war gut, der himmlische Vater hatte das Eiland sichtbar gesegnet. Die Brüder freuten sich des reichen Ertrages und hegten Dankbarkeit in ihrem Herzen."
R. PÖRTNER: DIE WIKINGERSAGA, Knaur, München 1975, S. 11
Die Abtei auf der Insel war schon vor 158 Jahren von keltischen Mönchen der Insel Jona gegründet worden.    Ihr Chef war ein gewisser AIDAN (Berufsausbildung: Heiliger). PÖRTNER nennt ihn einen "sanften, gelassenen und glaubenseifrigen Mann". AIDAN hatte von LINDISFARNE aus Ostengland missioniert und so den argen Heiden die frohe Botschaft gebracht. Ein gewisser CUTHBERT setzte dessen frommes Werk fort. CUTHBERT hatte eine etwas seltsame berufliche Laufbahn: erst Schafhirt, dann Prior, danach Einsiedler, schließlich Heiliger. Dieser wollte das iroschottische Anachoretentum mit der Schule des HL. Benedikt (Weisheit und tätige Liebe) verbinden.
Doch dies war den Männern, die der Insel einen Besuch abstatteten reichlich egal. Heiliger hin oder her, für sie zählte nur eins: Beute. PÖRTNER beschreibt die Szenerie wie folgt:
"Gegen Mittag tauchten Schiffe mit großen quergestellten Segeln in der Kimmung zwischen See und Himmel auf. Die Boote hielten Kurs auf die heilige Insel und näherten sich schnell. Die frommen Mönche von Lindisfarne beunruhigte das nicht. Sie waren ohne Arg und, wenn man den zeitgenössischen Berichten glauben darf, jederzeit bereit, nicht nur dem Herrn, sondern auch den Menschen zu dienen. Vielleicht bedurften die unbekannten Seefahrer ihrer Hilfe..."
Die lieben Mönche von LINDISFARNE waren allesamt Narren in Christo und große Schafsköpfe vor dem Herrn ohne jeden Realitätssinn. Es genügt eben nicht in dieser Welt, ein guter Mensch zu sein. Die Wikinger hingegen waren ganz sicher keine albernen Gutmenschen.  PÖRTNER beschreibt eindrucksvoll das Grauen, das über die Mönche hereinbrach:
"Dann aber kam die Hölle über sie. Die Insassen der Schiffe stürmten schrecklich grölend und Äxte und Scherter schwingend, an Land, stürzten sich auf die wehrlosen Brüder, die ihnen vertrauensvoll entgegentraten, warfen sie zu Boden, 'töteten sie, schleppten einige in Fesseln mit sich fort, trieben viele von dannen, ihrer Kleider entblößt, und überschütteten sie mit schmählichem Spott, und manch einen ertränkten sie im Meer.'" (S. 12)
Selbst die Klosterknechte und Frauen ließ man über die Klinge springen. (Ich hätte übrigens die Frauen als Kriegsbeute mitgenommen und selber behalten bzw. diejenigen gegen andere Dinge eingetauscht, die allzu sehr keiften. Zickige Weiber kann man auf einer Beutefahrt wahrlich nicht gebrauchen.)
"Beutelustig stahlen die fremden Krieger alles, was nicht niet-und nagelfest war. Sie raubten den Kirchenschatz, zertrampelten die heiligen Stätten, stürzten die Altäre um, vernichteten die Klosterbibliothek, plünderten die Keller, schlachteten die Rinder und Schafe auf den Weiden und ließen alle Gebäude in Flammen aufgehen.
Lärmend und siegestrunken kehrten sie dann auf ihre drachenkopfgeschmückten Fahrzeuge zurück und verschwanden wieder." (S. 12)
Der Spuk war so schnell vorbei, wie er gekommen war. Wie man sieht, hatten die Nordmänner wenig für sakrale Kunst übrig, und besonders bibliophil waren sie auch nicht.
Doch bei aller Verklärung sollte man eines nicht vergessen: Die Wikinger waren-genau genommen- eine Bande von Verbrechern, und besonders heroisch war es auch nicht, arme Mönchlein mit dem Schwert oder der Axt vor sich herzutreiben.
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Quelle: u.a. die Angelsächsische Chronik
(ein Steinrelief bestätigt die schriftlichen Quellen!)
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R.

LINDISFARNE: ONLY THE BEGINNING

794: diesmal sind die Klöster JARROW und WEARMOUTH an der Ostküste Englands fällig
795: konsequenterweise wird auch das Kloster auf JONA, das Mutterhaus von Lindisfarne, leergeräumt; es handelte sich dabei um das Kloster des Heiligen COLUMBA, was aber auch nichts genützt hat.
797: nach einer Kreativpause wird KINTYRE in Schottland gebrandschatzt; weiterhin die ISLE OF MAN, die dem Schutzpatron ST. PATRICK geweiht war; hat aber auch nichts gebracht (s.o.).
799: Überfälle auf die friesische und aquitanische Küste
800: sie erobern die FARÖER INSELN (was will man eigentlich da?)
802 und 806: "Anstandsbesuche" auf JONA
Die METHODE war fast immer die gleiche: Wie aus dem Nichts tauchen Drachenboote auf. Die Einheimischen werden überrumpelt. Wer sich wehrt, wird erschlagen. Wer sich nicht wehrt, übrigens auch. Frauen werden geraubt. Alles wird leergefressen. Die Beute wird auf die Schiffe gebracht. Dann geht's wieder lustig nach Hause.
PÖRTNER schreibt:
"Es gab kein Mittel gegen diese Art der Piraterie, gegen diese Akte des Terrors und der Habgier...Die Verwünschungen, die sie ihnen tausendfach nachsandten, ertranken im gleichmütigen Wellengang des Meeres, das die rotblonden Krieger aus dem fernen Norden schnell wieder davontrug."
(S. 13)
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Hörhörhör!
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Anmerkung: Es gibt noch keine befriedigende Erklärung des Wortes "Wikinger". Eine Erklärung besagt, daß das Wort von angelsächsisch "wic" und fränkisch "wik"=Markt-und Handelsplatz komme. Beide sind von lat. "vicus"=Dorf hergeleitet.
(vgl. auch "Schleswig"=sliaswic!)
Es gibt noch weitere Erklärungsversuche, die allerdings verworfen wurden. Die Ableitungen aus "vik"=Bucht oder "vig"=Kampf erscheinen mir am plausibelsten. Nach FRITZ ASKEBERG ist ein "viking" ein Seekrieger, der zur See fährt und somit fern der Heimat ist.
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So sei es!
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R.

Dienstag, 15. Oktober 2013

DIE WIKINGER: "ICH GLAUBE NUR AN MEINE KRAFT, SONST NICHTS."

Diese lapidare Antwort gab ein nordischer Krieger, als man ihn fragte, woran er glaubte. Der Begriff "KRAFT" stand ganz oben in der Werteskala der Wikinger. Daher war für sie Schwäche gleichzusetzen mit Schande, Versagen und sogar Verbrechen! Die Erziehung der Wikinger war entsprechend hart. Besonderen Wert legte man auf die Leibesübungen. So gab es die lustige Disziplin des Steinwurfs. (Dies würde unserer verweichlichten und verzärtelten Jugend auch ganz gut tun, nur bezweifle ich stark, daß die das lustig fände.) Kurzum: Man wollte äußerlich wie innerlich zähe Jungs heranzüchten, die eine gute Kampfmoral besaßen. Der Umgang mit Waffen war daher schon bei Jugendlichen Pflichtprogramm. Resultat: Fitte "heroes" wie der GUNNAR DER NJALSSAGA, der in voller Rüstung Hindernisse und Bäche übersprang, oder OLAV TRYGGVASON, der auf den Rudern seines Schiffes tanzte. Letzterer hatte noch ganz andere Kunststückchen "drauf": Er jonglierte mit drei Schwertern, auf der Schiffswand stehend, oder er warf zwei Speere auf einmal und fing einen heranfliegenden auf!
Greatest hobby war neben den obligatorischen Kaperfahrten der HOLMGANG (Zweikampf mit dem Schwert), "der auf einsamen durch Hecken oder Steinmauern abgegrenzten Plätzen nach traditionsgeheiligten Mensurregeln ausgetragen wurde."
(Jeder, der einmal gefochten hat, hat einen schwachen Eindruck davon.)
RUDOLF PÖRTNER bringt es wie immer auf den Punkt, wenn er die Daseinshaltung der Wikinger wie folgt beschreibt:
"Daß Blut dabei floß, nahm man als unvermeidlich hin. Das Leben hatte nur geringen Wert, das eigene nicht ausgenommen. Eine SOUVERÄNE DÜSTERE DASEINSVERACHTUNG war das Grundgesetz der NORDISCHEN WELTANSCHAUUNG. Das Gebot 'Du sollst nicht töten' hatte bei den Wikingern weder Geltung noch Anziehungskraft. Im Kampf zu fallen, verklärte dagegen den profansten Lebenslauf."
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RUDOLF PÖRTNER, DIE WIKINGER SAGA, Knaur, München 1975, S. 85 f.
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Hörhörhör!
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Euer RAGNAR "BLÖDÖXT"



Montag, 14. Oktober 2013

DER VIKINGER INGOLF: UND ER ERSCHLUG SIE ALLE/ ERIK DER ROTE: ERST EINFACHER TOTSCHLAG DANN ZWEIFACHER

SCHWERT-LEIF wurde von Knechten getötet. Als INGOLF den Toten sah, sprach er betrübt:
"Was für ein klägliches Ende für einen so wackeren Mann, durch Knechte umzukommen..."
Die elenden Knechte waren zu irgendwelchen Inseln geflohen, die im Südwesten lagen. INGOLF verfolgte sie. Als er auf die Knechte traf, liefen sie nach allen Seiten davon. Doch es hat ihnen nichts mehr genützt, den Knechten. DENN INGOLF ERSCHLUG SIE ALLE. INGOLF nahm die Frauen der Erschlagenen und segelte fröhlich nach Hause (Island). INGOLF war einer der berühmtesten Landnahmemänner.Und Frauenräuber. Hörhör!
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Nicht viel besser waren ERIK DER ROTE, der Sohn des THORVALD. Beide hatten TOTSCHLAG verübt und mußten nach Island ins Exil. Dort ging es aber munter weiter. ERIK heiratete eine Isländerin. Der Sohn aus dieser Verbindung hieß LEIF. Doch der Hafen der Ehe hatte ERIK nicht zu einem anderen, besseren Menschen gemacht. Er verübte noch einmal TOTSCHLAG und, damit es sich lohnt, gleich zweifachen. Dann wurde ihm wahrscheinlich der Boden unter den Füßen zu heiß. ERIK rüstete ein Schiff und segelte gen Grönland. Da konnte man ja schließlich auch irgendwelche Leute totschlagen, z.B. Grönländer.
(DIE SAGAS VON EISLAND, GRÜNLAND UND WEINLAND)
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NACH: HEINRICH PLETICHA: DRACHENSEGLER AM HORIZONT-DIE PACKENDSTEN BERICHTE ÜBER LEBEN, FAHRTEN UND ABENTEUER DER WIKINGER, ARENA, Würzburg 1976, S. 67 f.
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ERIK wurde vom THING zu drei Jahren FRIEDLOSIGKEIT verurteilt. 982 verließ er Island. Er erklärte, er wolle das Land suchen, das einst GUMBJÖRN, der Sohn von ULF KRAKE, westlich von Island erblickt hatte. (s. das "LANDNAHMEBUCH")
RUDOLF PÖRTNER: DIE WIKINGER SAGA, Knaur, München 1975 ,S. 60.
Hörhörhör, römpömpöm!
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R.