Freitag, 22. Juni 2012

DIE KLOSTERRUINE LIMBURG IN BAD DÜRKHEIM



http://www.bad-duerkheim.de/

Im 2., und 3. Jh. stand auf einem Hügel bei BAD DÜRKHEIM ein einsamer römischer Wachturm, auf dem   "auxiliarii" kritisch die Gegend beäugten und sich dabei vermutlich zu Tode langweilten, weil meistens nichts geschah. Als die Römer dann im 4. Jh. abzogen, verfiel der Turm schnell, und allerlei (nächtliches) Getier wie Eulen und Fledermäuse zog ein.
Ein Relikt aus der Römerzeit ist die Jupitersäule, die man anno 1886 fand. Sie trägt die Inschrift I. O. M. (IOVI OPTIMO MAXIMO=dem Jupiter, dem besten und mächtigsten (Staatsgott)).-
Es folgt eine dunkle Zeit, über die man wenig weiß.
Einige Jahrhunderte später befand sich eine Holzburg ("Lyntburg") auf dem LIMBERG (260 m über dem Meer). Der SALIER KONRAD II nannte sie "locus hereditarius Lintburg". "Ad maiorem Dei gloriam" und vor allem: "pro salute sua" ließ er die Burg in ein Benediktinerkloster ummodeln.
Der Name "Limburg" kommt etymologisch von "linda"=Linde oder von "lint"=Glanz, Schlange!. Demnach wäre das CLAUSTRUM nach den auf dem Bergrücken wachsenden Linden benannt. Ein andere Erklärung des Namens wäre "glänzende Burg" bzw. "Drachenburg" (es gab viele Reptilien und Schlangen im Tal!).

1034: Die Benediktiner ziehen auf der Limburg ein.
Am Eingang zum Gotteshaus befindet sich eine Tafel, auf der man lesen kann: KONRAD II legte am 12. 6. 1030, morgens um 4 Uhr, den Grundstein. Danach sei er weitergeritten, um in SPEYER den Grundstein zum DOM zu legen (histor. wohl nicht korrekt!).
Eine weitere Gedenktafel ist in der Gruftkirche (schöner Ort, locus amoenus). Es handelt sich dabei um die Grabplatte des ABTES GUMBERTUS (der hieß wirklich so!), auf der in schlechtem Latein u.a. dies steht:
"Aecclesi (a)e specimen"=Muster der Kirche.
Eine weitere Grabplatte befindet sich über dem Grab der Dänenprinzessin GUNHILD EDELTRUD, der Frau HEINRICHS DES III, des Sohnes von KONRAD. Der DICHTER WIPO (der sicher eine Hofschranze war), vergleicht sie mit der Schönheit des Morgensterns (stella matutina). Sie führte ein rastloses Leben, das traurig endete. Sie zog mit ihrem Mann von PFALZ zu Pfalz und von Feldlager zu Feldlager.In Italien mußte die sensible Frau mitansehen, wie PARMA geplündert wurde. 1038 starb sie nicht weit davon in der Nähe des Po am schwarzen Tod. Ihre einbalsamierte Leiche wurde auf der LIMBURG beigesetzt. 1937 wurden ihre Gebeine ausgegraben.
1042: Die LIMBURG ist fast fertig und eines der schönsten romanischen Bauwerke der Christenheit. Die REICHSINSIGNIEN (INSIGNIA IMPERIALIA) werden in ihr aufbewahrt. Der METZER BISCHOF THEODERICH macht dem Kloster ein "wertvolles" Geschenk, eine "schöne" RELIQUIE (garantiert gefälscht). Es handelt sich dabei um  den Arm der HL. LUCIA (sehr appetitlich!).
Das Ansehen des MONASTERIUM wuchs. ABT UTHALRICUS nannte sich ganz christlich bescheiden "von Gottes Gnaden".
1035-38: Die ÄBTE GUMBERT, HAGANO, GODESTIN kommen in kurzer Zeit auf ungeklärte Weise ums Leben. "DER NAME DER ROSE" läßt grüßen!
Auf ABT ARNULF folgte EINHARD, GRAF VON KATZENELLENBOGEN (1056), der die KLOSTERSCHÄTZE nach SPEYER schaffen ließ (u.a. die Reichsinsignien sowie Särge mit "Heilgthums" und natürlich ( das darf nicht fehlen) RELIQUIEN).
(1750 fand man übrigens beim Bau einer Straße mehrere Steinsärge, die mit Gold und Silber gefüllt waren. Einer enthielt sogar eine Strahlenkrone! Der Schatz ist bis auf den heutigen Tag verschwunden.
1124: RUPERT I AUS WORMS wird ABT. Er war hochgelehrt und weltmännisch! Wie es sich für einen rechten Gottesmann gehört, hatte er auch VISIONEN: Er sah nachts die in der Umgebung der LIMBURG erschlagenen Krieger wehklagen und kämpfen. Außerdem konnte er Geister beschwören und natürlich auch bannen. (Macht sich für einen Abt ganz gut im Lebenslauf !)
1128: KÖNIG LOTHAR belagert erfolglos die Burg.
1206: Die GRAFEN VON LEININGEN sind LEHENSTRÄGER und SCHIRMVÖGTE des Klosters.
Anfang: 13. Jh: GRAF FRIEDRICH I baut widerrechtlich die HARDENBURG, die er vom Abt des Klosters als LEHEN erhält.
1359: ABT THEODERICH erlaubt GRAF EMICH V, DÜRKLHEIM zu befestigen. (Nett von ihm.)
1470: LEININGER und VELDENZER TRUPPEN überfallen das Kloster wegen eines Erbstreites (MARGARETHA ZU WESTERBURG und EMICH VII)
1471: DER KURFÜRST VON HEIDELBERG interveniert und erobert WACHENHEIM: 50 Kriegsknechte werden als Mordbrenner und Kirchenräuber ertränkt!-Die Burg der LEININGER wird mit FELDSCHLANGEN und HAKENBÜCHSEN beschossen. Die Verteidiger verwandeln den Graben in ein Flammenmeer!-200 Ritter und Knechte des KURFÜRSTEN sterben!
1481: BONIFAZ AUS VENLO löst den alten ABT HEINRICH ULNER AUS DIEBURG ab.
1504: Strafaktion gegen den KURFÜRSTEN durch KAISER MAXIMILIAN. Die Truppen des KURFÜRSTEN begehen Kriegsgreuel:
"freuliche personen...geslagen. Nackt usgezogen, Ir gewant genomen (sic!) und sie gesmehet.")
Eodem anno: Der brutale HAUPTMANN KESSLER nimmt mit 400 Mann Quartier auf der Burg. In der Nacht vom 29. auf den 30. Aug. wird die Besatzung überraschend abgezogen. Ein letztes Mal versammeln sich die Brüder zum Gebet. Dann stürmen die Truppen EMICHS und setzen alles sinnlos in Brand. Dabei kommt er arme LAIENBRUDER JOHANNES ums Leben. Der Himmel über der Limburg bis in die Rheinebene hinein war 12 Tage und Nächte blutrot.
1525: Bauern stürmen die LIMBURG.
1531: ABT APOLLO VON VILBEL
1537-53: ABT SIEGFRIED VON BERGEN
(Errichtung eines Badehauses, obwohl das Baden nach der REGULA des BENEDIKT VON NURSIA zu meiden sei, allerdings nur nach Möglichkeit).
Die jährlichen Einnahmen des Klosters belaufen sich jetzt auf: 1148 Gulden, 20 Fuder Wein, 1717 Malter Korn, 91 Malter Hafer, 382 Malter Spelz, 38 Malter Gerste, 0,5 Malter Nüsse, 16 Pfund Wachs, 58 Pfund Öl, 85 Gänse, 181 Kapaune, 98 Hühner.
1580 kostet die Benutzung von Wald, Wasser und Weide 1 ungerupftes Huhn, das sog. HOLZHUHN!
1582: 279 Pesttote!
1595: 630 Pesttote!
1632: 2000 SPANIER überfallen die Stadt! Sie "haben ehlendig, daß es zum erbarmen gewesen gehandelt".
1635-38: furchtbare Hungersnot!
1666-67: 336 Pesttote! Die Menschen ernähren sich von Hunden, Katzen, Ratten, Mäusen. Fälle von Kannibalismus! Triumpf des Todes! (s. Peter Bruegel)
1675: TURENNE plündert die PFALZ.
1689: MÉLAC und MONTCLAR überfallen die Stadt. 700 Häuser werden eingeäschert!
1794 MORLOT plündert DÜRKHEIM. Den Einwohnern wird alles abgenommen! Die FRANZOSEN setzen Schloß und Theater in Brand.-
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AUS: BAD DÜRKHEIM UND DIE LIMBURG (mit Anhang: Ein Blick ins Mittelalter von Dr. Emil Becker-Bender, hrsg. von der Stadtverwaltung Bad Dürkheim, Forst/ Weinstraße 1977.-
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EREC

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